„Japan hören“ und „China hören“, zwei CDs aus dem Silberfuchsverlag

Diese beiden CDs sind schon einige Jahre auf dem Markt (2005/2006) und man könnte es für eine Verlegenheit halten, sie erst fünf Jahre nach dem Erscheinen zu besprechen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Speziell die Japan-CD ist mein ständiger Begleiter im Auto und ich habe sie sicher schon zwanzigmal gehört, ohne ihrer überdrüssig zu werden. Als ich jetzt die China-CD das erste Mal hörte, schlug sie mich ebenfalls gleich in ihren Bann. Es sind also keine Einweg-CDs, sondern Dauerläufer, die ich endlich allen Asienfreunden empfehlen muss.

Hörbuch "Japana hören"Hörbuch Die entscheidenden Qualitäten einer CD kann ich hier natürlich nicht wirklich präsentieren, da Sie hier lesen/sehen und nicht hören. Und gerade beim Hören erschließt sich die Faszination der Silberscheiben. Vielleicht erinnern Sie sich aber an eine Reise in ein fremdes Land und die ersten Eindrücken davon, als Sie den Flughafen verließen: Das Licht und die Farben, die Luft mit den fremden Gerüchen und Geräuschen – überwältigende, unbekannte Reize. Diese sinnlichen Eindrücke lassen uns eine fremde Kultur als so faszinierend erleben. Das können auch diese CDs. Insbesondere „Japan hören“ weckt mit einem Schlag – sie beginnt mit archaischen Trommelrhythmen – unsere Aufmerksamkeit. Dann beginnt Rolf Becker, mit seiner tiefen Stimme die mythische Geschichte Japans zu erzählen, und fesselt seine Zuhörer. Im ausgezeichneten Booklet ist nachzulesen, was die beiden Autorinnen Antje Hinz und Corinna Hesse für wesentlich erachteten, um Japan der/dem Interessierten zugänglich zu
machen. In 20 Abschnitten, die in etwa chronologisch aufeinander folgen, wird die japanische Kultur aus der Klangperspektive aufgefächert. Shinto und Buddhismus, Zen und No, Kunst, Natur und Gesellschaft – es wäre jeder Aspekt wert, hier besonders ausformuliert zu werden. Diese Themen sind jedoch schon oft behandelt worden. Das Besondere hier ist jedoch das Hören. Neben der tragenden Stimme des Sprechers, der eher ein Erzähler ist, führen den Hörer immer wieder besondere Töne, Musik oder auch eine unverständliche Sprache auf abseitige Pfade. Man folgt gerne in der Erwartung, in Geheimnisse vorzudringen. Und es erhellen sich tatsächlich Zusammenhänge dieser Kultur, von der man sogleich mehr wissen möchte. Der Erzähler führt aber schon weiter und der Schleier des doch unbekannt Gebliebenen bleibt. Nicht alles auf dieser CD ist zauberhaft. Japan hat, wie wir alle wissen, dunkle Seiten von Gewalt und Zerstörung, die nicht verleugnet werden. Aber nichts kommt wie eine langatmige Geschichtsstunde daher, selbst Bekanntes erreicht durch die akustische Präsenz der Darstellung eine fühlbare Dimension. Das eine Stunde und 15 Minuten dauernde Hörbuch kann man am Stück durchhören, wobei viele Details verloren gehen werden. Ich lege die CD immer wieder ein und lasse mich in diese ferne Welt mitnehmen, manchmal nur für drei Minuten über den Dichter Basho. Ein andermal lausche ich dem Klang des Bunraku-Puppenspielers mit seiner unglaublich  wandlungsfähigen Stimme, die verschiedenste Charaktere aufruft. Ich lache dann mit einer Figur, deren Witz ich nicht verstehe und die mich trotzdem erreicht.
Nun habe ich viel von der einen CD gesprochen, was damit zu tun hat, dass ich die besonders gut kenne. Seit kurzem habe ich jedoch auch die zweite CD, „China hören“, bekommen und für die gilt im Prinzip das oben Gesagte. Nur ist eben der Ton nicht japanisch, sondern sie hat den typischen chinesischen Klang. Man kann jedoch auch Ähnlichkeiten erkennen, denn die traditionelle japanische Kultur ist von Beginn an chinesisch geprägt und hat auf den Inseln vielleicht manches bewahrt, was sich in den Jahrhunderten auf dem Festland stärker gewandelt hat


{ln:Japan hören. Hörbuch auf CD. '„Japan hören“} CD/Hörbuch mit Booklet,  ca. 80 min, 24,– Euro.

{ln:China hören. Hörbuch auf CD. '„China hören“}. CD/Hörbuch mit Booklet,  ca. 80 min, 24,– Euro.

Erschienen in {ln:BONSAI ART 106 'BONSAI ART 106}