BONSAI ART
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von Heike van Gunst, erschienen in BONSAI ART 175

Der Keramikkünstler, der diese höchst ungewöhnliche kleine Schale angefertigt hat, nennt sich Ito Tonyo, wurde 1943 geboren und stammt aus einer wahren Töpferfamilie.

 

175 Bonsai Schalenkunde 01Er ist der vier Jahre jüngere Bruder des berühmteren Ito Gekko, dessen feinst bemalte Bonsai-Schalen außerordentlich teuer sind.

Der Vater, Ito Tankyo, und die Mutter, Ito Shiko, waren ebenfalls professionelle Töpfer, von denen sehr schöne Bonsai-Schalen existieren. Anfangs töpferte Ito Tonyo viele der Schalen, die sein Bruder anschließend bemalte, und während Ito Gekko als der talentiertere Maler gilt, ist Ito Tonyo wohl der bessere Töpfer. Ito Tonyo hat unter seinem eigenen Namen mit verschiedensten Techniken viele hervorragende, zumeist kleine Schalen getöpfert, glasierte und unglasierte, schlichte und bemalte. Alle zeichnen sich durch eine feine Machart und große Akkuratesse aus und weisen perfekte Linien, exzellente Glasuren und schöne Verzierungen und Details aus.

Das hier gezeigte Schälchen hat einen Durchmesser von 10 cm am oberen Rand und eine Höhe von 5 cm plus 1 cm Fußhöhe. Die leicht nach oben hin weiter werdende Schalenwand geht in den nach außen gezogenen 1 cm breiten und 3 mm hohen Rand über, der von oben gesehen an der äußeren Kante auf 3 mm leicht erhöht ist. Die Schale ist aus einem feinen, hellen, graubraunen Ton mit winzigen dunklen Schamottkörnchen angefertigt und weist im Bereich der Füße und des Bodens leichte rotbraune Brenneffekte auf.

Das Ungewöhnliche an dieser Schale sind ihre Verzierungen. Die drei Füße wurden in Form von Dämonenköpfen modelliert. Darüber befindet sich jeweils eine weiß umrandete, kreisrunde, gelb glasierte Fläche, auf die mit weißer Glasurfarbe ein stilisierter Pinguin aufgemalt wurde.

Der Gegensatz, den die Kombination aus Furcht erregendem Dämon und niedlichem, harmlosem Pinguin darstellt, lässt einigen Interpretationsspielraum zu. Von der Form her handelt es sich hier um eine typische Halbkaskadenschale. Da sie teils unglasiert, teils glasiert ist, kann sie für die verschiedensten Baumarten Verwendung finden, für Laub-, Nadelbäume oder auch blühende und fruchtende Arten. Diese Schale würde einen Baum gut ergänzen, der ebenfalls Gegensätze wie rau und lieblich in sich vereint.

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