von Heike van Gunst, erschienen in BONSAI ART 179

Die unglasierte Shohin-Schale, die wir diesmal näher betrachten wollen, hat eine etwas ungewöhnliche Form, die weder rechteckig noch oval zu nennen ist.

 

179 Bonsai Schalenkunde

Formen wie diese, mit mehrfachen Ein- und Ausbuchtungen, werden unter Fachleuten häufig „Form eines antiken Spiegels“ genannt. Es gibt sie auch gelegentlich mit größeren Abmessungen und in unterschiedlichen Varianten. Über die Herkunft dieses Exemplars ist nur bekannt, dass es von einem chinesischen Hersteller stammt, ohne dass das Siegel einem konkreten Namen zugeordnet werden konnte.

Die abgebildete Schale misst 16 cm x 12 cm über die Spitzen in der Mitte der Schalenwände und ist 4 cm hoch plus 8 mm Fußhöhe.

Der Schalenkörper wird nach oben hin ein wenig weiter, mit einem nach außen weisenden Rand von 8 mm Breite und 5 mm Höhe. Von oben betrachtet sind die äußeren 2 mm des fein ausgearbeiteten Randes etwa 1 mm erhöht.

Die unter den eingezogenen Ecken angebrachten Schalenfüße sind mit einer weichen Linie geschnitten, wodurch sie eleganter und weniger massiv wirken. Oberhalb der Füße verläuft ein Band von 5 mm Höhe, das optisch die Standfestigkeit betont und den Schalenkörper ein wenig flacher erscheinen lässt. Die Schale ist aus einem feinen dunkelrotbraunen Ton hergestellt, dessen Oberfläche seidenmatt schimmert und sich auch seidig anfühlt.

Die Verarbeitung ist akkurat und hochwertig. Spuren im Inneren der Schale verraten, dass sie bereits einige Zeit im Gebrauch war, was sich auch durch eine leichte Patinabildung am Schalenrand zeigt.

Mit ihrer verspielten Form ist die gezeigte Schale nicht so einfach vorteilhaft zu bepflanzen wie eine einfache ovale oder rechteckige Bonsai-Schale. Sie kann  jedoch einen exaltiert bewegten, dicken Nadelbaum vorteilhaft betonen. (HvG)

179 Bonsai Schalenkunde