BONSAI ART
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von Sperber und Thierfelder und  Sortimentskatalog Gehölze

Ein Bildband und ein Pflanzenkatalog! Na, ob man dazu eine Rezension machen muss, bzw. diese dann lesen muss, steht wohl in Frage. Ich habe diese Bücher zwar „Für Sie gelesen“, aber damit ich Ihnen vermitteln kann, was ich herausgelesen habe, müssen Sie das Risiko eingehen, möglicherweise ein paar Minuten Ihrer Zeit zu ver(sch)wenden.

Urwälder. Deutschlands archaische WeltenVon dem 160-seitigen Bildband über die Urwälder Deutschlands – Untertitel: Nationalpark, Naturwaldreservate und andere Schutzgebiete – habe ich zuerst nur eine Sammlung großformatiger Fotos erwartet. Als ich aber mit dem Lesen begann, wurde schnell klar, dass die Fotos zwar schön aber nur der Appetitanreger sind, um zu einer tieferen Beschäftigung mit dem ganzen Thema zu verführen. Die Texte sind nämlich nicht nur beschreibendes Beiwerk, sondern wesentlicher Kern des Buches. Sie stammen von Dr. Georg Sperber, einem Forstwissenschaftler
und profundem Kenner des deutschen Waldes und seiner Geschichte. Man erfährt, was ein Urwald eigentlich ist und dass es keinen Urwald mehr gibt in Deutschland. Dass Wald nicht einfach Wald ist, sondern Dauerwald, Mittelwald oder Plenterwald, macht deutlich, dass die Nutzung dem Wald seinen Namen gibt und unsere Vorstellung eines „natürlichen“ Waldes romantisch ist. Trotz der Desillusionierungen, die man ertragen muss, wenn man dieses Buch liest, schafft es doch andererseits auch, ein Gefühl für das zu vermitteln, was ein Urwald in Zukunft wieder sein könnte. Die Fotos sind hervorragend und vermitteln Stimmungen, die uns einen Zugang zu so etwas wie „Natürlichkeit“ gestatten. Der Fotograf Stefan Thierfelder, ein gestandener Forstmann, ist für dieses Buch durch die Republik gefahren und hat die Wälder aufgesucht, die auf dem Weg zum Urwald sind. 41 Orte von Rügen bis Berchtesgarden mit ihren unterschiedlichen Waldgesellschaften sind so in diesem Buch versammelt und in einer Karte verzeichnet. Die Fachtexte dazu erläutern deren jeweils spezifischen Aufbau, Geschichte und Ökologie.

Da aber ein Bonsailiebhaber nicht unbedingt ein großes Interesse für den Wald haben muss, auch wenn er ihn vielleicht sogar zu Hause vor lauter Bäumen nicht sehen kann, ist die Frage schon berechtigt, wozu dieses Buch in der Bonsaiszene beitragen kann. Seine Qualität liegt darin, dass hier zwei Männer, die Teil der Forstwirtschaft sind, durch ihre umfassenden Kenntnisse einen Blick für die Details des Waldes und der Bäume gewonnen haben, die das Natürliche zeigen. Das Wissen um die komplette Menschengemachtheit des Waldes lässt Sperber und Thierfelder Dinge sehen, die darüber hinausgehen. Und sie sind in der Lage, diese Details, Dinge und Stimmungen zu benennen und zu zeigen. Ob es nun Stammgruppen alter Eichen sind, deren Abstände nicht bewusst gepflanzt, sondern von Natur „gefallen“ sind, oder die Beschreibung eines natürlichen Bergfichtenwaldes am Brocken, der sich – so erkennbar gemacht – vor Ort klar von der alt gewordenen Monokultur weiter unten unterscheiden lässt. Die Autoren wissen, wie Natur aussieht, und das ist ein Wissen, von dem man als Bonsaianer nicht genug haben kann.

Bruns Pflanzenkatalog 2012 Ulmer ist ein Verlag, der bekannt ist für seine fachlich anspruchsvollen Bücher. So verwundert es, dass dort der Sortimentskatalog von Bruns Pflanzen veröffentlicht wird. Wenn man den 1.130 Seiten starken Gehölzkatalog aufschlägt, wird schnell klar, dass er nicht nur ein Bestellbuch ist, sondern viele Funktionen im Umgang mit Bäumen erfüllen kann. Welche Arten und Varianten wachsen hier eigentlich? Wie sieht eine bestimmte Sorte aus? Was kostet die in etwa? Diese und viele weitere Fragen kann ein Blick in das etwa 30 Euro teure Bestimmungsbuch beantworten. Und falls man sich entscheidet, doch einmal ein Bonsai-Projekt von Jungpflanze an durchzuführen, kann man sich bei 4.000 Pflanzen und 3.000 Fotos über zu geringe Auswahl sicher nicht beklagen.

 

Urwälder. Deutschlands archaische Welten.
Nationalparks, Naturwaldreservate und andere Schutzgebiete.
Sperber/Thierfelder, 160 Seiten, 188 Fotos, 24 cm x 30 cm, Hardcover

BRUNS Sortimentskatalog Gehölze 2011/2012
Die Kalkulationsgrundlage für Landschaftsgärtner und -architekten.
Hrsg.: Baumschule Bruns, 1164 Seiten, 14 cm x 19 cm, über 3.000 Farbfotos, Hardcover

Erschienen in BONSAI ART 112