von Junsun Yamamoto

Dieses Buch, das auf der einen Seite dem Laien vermitteln möchte, wie ein Bonsai betrachtet und interpretiert werden sollte, und auf der anderen Seite auch dem aktiven Enthusiasten viele Aspekte der qualitätvollen Präsentation von Bonsai erläutert, überrascht mit einem völlig anderen Ansatz als die üblichen Bonsai-Lehrbücher.

„The Beauty of Bonsai“ von Junsun Yamamoto Yamamotos Buch über die Schönheit von Bonsai wurde 2010 vom Kodansha International Verlag in englischer Sprache veröffentlicht. Gebunden mit Schutzumschlag im Format 20 cm x 26,5 cm ist es ein handliches Buch, das aber dennoch seine zahlreichen hochwertigen Fotos groß genug präsentiert.
Der Autor, Junsun Yamamoto, wurde 1959 in Tokio geboren und hat mehrere Bonsaibücher in seiner Muttersprache veröffentlicht. Seinen hohen Anspruch unterstreicht bereits das Vorwort von Masahiko Kimura, über dessen kreative Arbeiten sich auch ein Kapitel im Buch findet.
Überraschend und ganz ungewohnt ist der Ansatz des Buches im ersten Teil. Hier wird dem interessierten Laien vermittelt, wie man einen Bonsai betrachten und genießen sollte.  Bonsai wird hier mit einem Landschaftsgemälde verglichen und nicht wie in unserer heimischen Literatur meist als Einzelobjekt betrachtet.
Es wird nicht automatisch davon ausgegangen, dass der Leser selbst praktisch an Bonsai arbeiten möchte, er wird viel eher dazu angeleitet, Bonsai zum Beispiel auf einer Ausstellung zu genießen und zu würdigen.
Weder erläutert der Autor die Geschichte der Bonsaikunst, noch die Gestaltungsformen und -techniken, sondern er zeigt und beschreibt kurz und verständlich die wichtigsten Qualitätsmerkmale eines guten Bonsai und die Bedeutung sichtbarer Altersmerkmale.
Traditionelle japanische Tokonoma-Präsentation im Sinne der Keido-Schule wird mit schönen Fotos und kurzen, prägnanten Texten erklärt. Für Bonsaifreunde, denen die japanische Art der Bonsai-Präsentation noch fremd ist, liefert das Buch wichtige Grundlagen und erstes ahnungsvolles Verständnis. Tiefergehendes Wissen kann wegen des relativ knappen Umfangs des Buchs leider nicht vermittelt werden.
Über den begrenzten Raum der Tokonoma mit Baum, Rollbild und Akzent / Suiseki / Tenpai hinaus wird die Präsentationsumgebung noch auf ein spezielles Teehaus mit Blicken in den Japangarten ausgedehnt. Den Liebhaber japanischer Ästhetik wird dies erfreuen.
Weniger praktisch relevant, aber dennoch interessant für uns westliche Bonsailiebhaber ist die Foto-Story, wie Keido-Meister Uhaku Sudo (vgl. BONSAI ART 63, 64 und 65) seinen Gast zur Betrachtung einer Bonsaipräsentation empfängt. Aber auch wenn wir die japanischen Rituale nicht imitieren werden, ist die intensive Würdigung, der Respekt gegenüber dem Baum, der Präsentation und dem Menschen beeindruckend.
Eine fundierte Abhandlung über Shohin-Bonsai, über deren Präsentation, besondere Shohin-Schalen und Präsentationsregeln für verschiedene Displays mit unterschiedlicher Anzahl von Bäumen ist bei aller Kürze an Prägnanz kaum zu überbieten.
Nach dem bereits erwähnten Kapitel über Kimuras kreative Arbeiten an Bonsai findet sich der dreiteilige Abschluss des Werks, der mit Begriffserklärungen der einzelnen Bereiche eines Bonsai beginnt, Fluss und Balance bei Shohin-Präsentationen erklärt und mit einem hilfreichen Glossar endet.
Dieses Buch ist durch und durch qualitätvoll und ästhetisch und kann dem interessierten Bonsaifreund wertvolle Informationen über Bonsai-Ästhetik und Präsentationsgrundlagen liefern. Man ertappt sich jedoch bei dem Wunsch, vom selben Autor ein weit ausführlicheres Werk studieren zu dürfen, um noch viel tiefer gehend von dessen Wissen profitieren zu können.

The Beauty of Bonsai von Junsun Yamamoto. 95 Seiten, 20 cm x 26,5 cm, viele Fotos, Hardcover mit Schutzumschlag, englischsprachig. 29,95 Euro

Erschienen in BONSAI ART 126