BONSAI ART Award Chuhin auf der Trophy 2024

erschienen in BONSAI ART 185, von Roland Schatzer

Auf der Trophy 2024 im belgischen Genk wurde der kleine Hainbuchenwald von Roland Schatzer mit
dem BONSAI ART Award in der Chuhin-Kategorie ausgezeichnet. Der Südtiroler Bonsai-Enthusiast und
Buchautor („Bonsai Shohin Passion“) schildert die Entstehung und Reifung dieser zauberhaften Komposition im Verlauf von 25 Jahren.

Roland Schatzer freute sich über die Auszeichnung seines Hainbuchenwaldes mit dem BONSAI ART Award

Die Geschichte meines Hainbuchenwaldes begann im Frühjahr 1999, bei einem Clubabend des Bonsai Club Brixen zum Thema Waldgestaltung am 13. März 1999. Es wurden an diesem Tag zahlreiche zwei- bis dreijährige Jungpflanzen für die geplante Waldpflanzung mit passendem Wurzelschnitt umgetopft und auch der obere Teil wurde sorgfältig zurückgeschnitten. Bei der Waldform war es für mich von Anfang an wichtig, keine monotone Landschaft mit gleichförmigen Bäumen oder ähnlichen Abständen zwischen den Bäumen zu gestalten, sondern vielmehr sollte der neue Wald aussehen wie ein wirklicher Laubbaumwald in der Natur. Mir kam dabei meine Erinnerung an den Montiggler Wald zu Hilfe, den ich immer wieder besucht und auf mich wirken lassen hatte. Dieser Wald liegt in Südtirol in der Nähe von Bozen und besteht hauptsächlich aus ausgewachsenen Rot-Buchen, die einen ähnlichen Habitus haben wie Hainbuchen. Am 10. März 2000, wieder an einem Clubabend, wählte ich aus den vielen vorbereiteten Baumschulpflanzen die dünnsten, den dicksten und einige mittlere Pflanzen mit etwas Bewegung aus, die dann mit vielen helfenden Händen zusammengepflanzt wurden. Vor dem Einpflanzen überlegte und probierte ich sorgfältig die Positionen der einzelnen Bäume. Schon vor dem Pflanzen auf eine Keramikplatte band ich einige Bäume zu Zweier- und Dreiergruppen eng zusammen, damit die einzelnen Bäume deutlich verschiedene Abstände untereinander erhielten. Die gesamte Kreation wurde, wie bei der Waldform üblich, mit Befestigungsdrähten, Substrat und Moos fertiggestellt.

Die winzigen Pilze, die aus dem feinen Moosteppich sprießen, verstärken den realistischen Eindruck des Hainbuchenwäldchens

Der Wald entwickelte sich gut, doch fehlte mir immer noch eine Kleinigkeit, um die Illusion eines echten Waldes noch realistischer zu machen: an den Rändern natürlicher Wälder stehen nämlich oft jüngere Bäume. Also steckte ich am 5. Juni 2000 einfach an den Rändern einige beim Rückschnitt angefallene Zweiglein als Stecklinge in den Boden und einige von ihnen wuchsen an. Sie entwickelten sich gut und integrierten sich in den Bonsai-Wald, genau wie ich es beabsichtigt hatte. Nach einer Anwachsphase von einer Wachstumsperiode richtete ich am 5. Januar 2001 mit Draht die Stämme und Äste detaillierter aus. Immer wieder wurde der Wald ausgelichtet, ein Teilblattschnitt gemacht und, wo nötig, die Spitzenknospen im Winter abgeschnitten. Die Jahre und die passende Pflege ließen den Wald eine hohe Reife erreichen. Rückblickend freue ich mich, dass es mir gelungen ist, meinen Bonsai-Wald mit Leben zu erfüllen, so dass er auf der Trophy in Belgien unter all den vielen anderen schönen Bonsai bemerkt und ausgezeichnet wurde. Dies bestätigt mir die Aussage eines großen Bonsai-Meisters, der über meinen Wald sinnierte: „Wenn Ihr in den Wald hineinschaut, hört Ihr dann nicht die Vöglein zwitschern?“

    Die gelbe Herbstfärbung ist eine der jahreszeitlichen Attraktionen dieser Waldpflanzung