BONSAI ART Award Shohin auf der Trophy 2023
erschienen in BONSAI ART 184, von Bob van Ruitenbeek
Auf der Trophy 2023 wurde das Shohin-Display von Bob van Ruitenbeek mit dem BONSAI ART Award ausgezeichnet. Neben der hohen Qualität und der Harmonie der Präsentation fiel ein Foto von Nobuichi Urushibata ins Auge, dem sie gewidmet war. Der niederländische Bonsai-Profi erklärt im Folgenden den Hintergrund dieser Widmung.

Dornige Ölweide (Elaeagnus pungens)
Meine Shohin-Komposition zeigte ich 2023 der Öffentlichkeit zu Ehren meines verstorbenen Oyakata. Meine persönliche Geschichte mit ihm begann im Jahr 2010, als ich beschloss, die von Nobuichi Urushibata geleitete internationale Bonsai- Schule in der Bonsai-Gärtnerei Taishoen in Shizuoka, Japan, zu besuchen. Für mich war es ein großer Schritt, zum ersten Mal auf eigene Faust so weit zu reisen und die vollen 90 Tage meines Visums auszunutzen. Von dem Moment an, als ich diesen großen Mann erstmals
persönlich traf, fühlte ich mich sofort sehr willkommen und als Teil der Taishoen-Familie. Bislang hatte ich noch nie jemanden getroffen, der so warmherzig war und bereit, einem alles beizubringen, was er über Bonsai und das Leben wusste. Jeden Tag, denn wir arbeiteten sieben Tage in der Woche, lehrte er nicht nur die nächsten Schritte der Bonsai-Technik, sondern auch ein grundlegendes Verständnis. In der Folge kehrte ich jedes Jahr zurück, um weiter unterrichtet zu werden, aber vor allem weil Taishoen mein zweites Zuhause in Japan wurde.

Wir sollten unseren Lehrer Oyakata statt Sensei (Meister) nennen. Frei übersetzt bedeutet Oyakata „der Weg des Vaters“ und genau das wurde er für uns Schüler. Er unterrichtete uns nicht nur in Sachen Bonsai, sondern kümmerte sich auch um uns, als wären wir seine eigenen Kinder. Im Laufe der Jahre kamen viele Schüler von allen Kontinenten der Erde in die Schule. Wir wurden Taishoen-Brüder und -Schwestern, ein Band, das niemals reißen wird. Und dieses wurde von einem Mann geknüpft, der sich entschlossen hatte, sein Leben der Verbreitung von Bonsai-Wissen und -Liebe zu widmen. Jeder, der ihn getroffen hat, weiß das. Ich hatte das Glück, im Laufe der Zeit insgesamt mehr als eineinhalb Jahre in Taishoen zu verbringen und viele unvergessliche Momente zu erleben. Als Schüler ist es unsere Aufgabe, sein Andenken lebendig zu halten. Ich bin dankbar und fühle mich geehrt, einer von ihnen zu sein. Deshalb habe ich die Shohin-Präsentation mit Bäumen bestückt, die alle aus Taishoen stammen und die ich im Laufe der Jahre mit den von meinem Oyakata erlernten Techniken weiterentwickelt habe. Die Schalen sind antike chinesische und von den erstklassigen japanischen Töpfern Kozan und Tofukuji hergestellte Stücke, aber für mich ist die Schale der Beistellpflanze die wichtigste. Die gelbe Schale mit Kranichdekor war viele Jahre lang in der Ausstellungssammlung von Taishoen. Ich habe jedes Jahr, wenn ich dorthin kam, darum gebeten, sie erwerben zu dürfen, aber mein Oyakata hat sie nie verkaufen wollen. Nachdem er verstorben war, schenkte sie mir sein Sohn Taiga. Diese Schale wird für mich immer etwas ganz Besonderes sein.
Ich hoffe, dass viele Menschen den Anblick meines Displays genossen haben und dass diejenigen, die meinen Oyakata gekannt haben, sich einen Moment Zeit genommen haben, um sich daran zu erinnern, was er für sie bedeutet hat. Manchmal kennt man den wahren Wert eines Augenblicks
erst, wenn er zur Erinnerung wird.
