Rispige Graslilie (Anthericum ramosum) Rispige Graslilie (Anthericum ramosum)
von Wolfgang Putz

Familie: Grasliliengewächse (Anthericaceae)

Die Rispige Graslilie (Anthericum ramosum) ist eine Art aus der Gattung Anthericum, die bis zu 80 Arten umfasst und zur Familie der Anthericaceae (Grasliliengewächse) gehört. Sie wird auch als Rispen-Graslilie, Kleine Graslilie oder Ästige Graslilie bezeichnet.

 

Für die Rispige oder auch Ästige Graslilie sind oder waren, zum Teil nur regional, auch die Bezeichnungen Erdspinnenkraut, Graslilie, Spinnenkraut (Elsass), weißer Wiederthon (Schlesien) und Zaunblume (Schlesien) gebräuchlich. Anthericum ramosum wurde 1753 von Carl Linnaeus beschrieben und benannt.
Die Rispige Graslilie ist in Europa, mit deutlicher Tendenz nach Süden, und bis Vorderasien und Mittelrussland verbreitet. Als Standort werden Steppenheiden, (Halb-)Trockenrasen, Böschungen, Waldränder vorzugsweise auf lockeren, kalkhaltigen Böden bevorzugt. In den Alpen gedeiht diese Art bis auf Höhenlagen von 1.700 m.
Die Rispige Graslilie ist ein typischer Vertreter kontinentaler Steppen. In Mitteleuropa bieten daher nur die wenigen vorhandenen Steppen und Heiden die optimalen Bedingungen für die Entfaltung der Art. In Österreich ist die Rispige Graslilie in allen Bundesländern häufig.
Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 30 cm und 70 cm. Die linealischen, grasartigen Laubblätter werden zwei bis sechs Millimeter breit und sind im Allgemeinen deutlich kürzer als die Blütenstände. Im Gegensatz zur Astlosen Graslilie gibt es am Blattgrund keine spreitenlosen Niederblätter.
Sie besitzt einen aufrechten, rispigen Blütenstand. Die sechs weißen Perigonblätter werden 10 bis 13 Millimeter lang, ebenso die sechs Staubblätter. Die geraden Griffel sind länger als die Staubblätter. Die Blüte ist duftlos. Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Die Kapselfrucht ist kugel- bis stumpf-dreikantig.

Blüte der Rispigen Graslilie (Anthericum ramosum) Die Rispige Graslilie ist ein Tiefwurzler. Die Bestäubung der Blüten erfolgt bevorzugt durch Hautflügler. Die Samenausbreitung geschieht durch den Wind. Von den Früchten ernährt sich die Raupe des Eulenfalters Metachrostis dardouini.
Die Rispige Graslilie wird selten als Zierpflanze für Stein-, Natur- und Heidegärten genutzt. Sie ist seit spätestens 1570 in Kultur.
Graslilien bevorzugen einen sonnigen Standort auf frischen Böden. Das Substrat sollte sandig-lehmig, kiesig-lehmig, sandig-tonig, lehmig-tonig oder torfhaltig sein und einen pH-Wert zwischen 8 und 10 aufweisen. Sie vertragen Temperaturen bis -18° C.
Die Pflanzen sollten möglichst nicht verpflanzt werden und können sogar sehr lange am gleichen Standort belassen werden, worauf viele andere Stauden mit schwächerem Wachstum bzw. nachlassender Blühleistung reagieren. Die Graslilie nicht – sie bildet einen immer dichteren Horst.
Die Vermehrung der Graslilie erfolgt durch Aussaat oder durch Teilung. Die Pflanze zählt zu den Kaltkeimern, die früher als Frostkeimer bezeichnet wurden. Nach der Aussaat werden die Samen 2 bis 4 Wochen bei einer Temperatur von ca. 20° C feucht gehalten. Anschließend wird die Aussaat bis zu 6 Wochen kühl (zwischen -3° C und +3° C) gestellt. Nach der Kälteeinwirkung werden die Samen wieder ins Warme geholt.
Als Akzentpflanze sollte eine eher tiefere Schale verwendet werden, damit sich die Wurzeln gut entwickeln können. Als Substrat kann man eine Mischung aus Bims, Akadama und grobem Sand verwenden.
Der Standort im Bonsaigarten kann sonnig gewählt werden, nur an sehr heißen Tagen empfiehlt sich ab der Mittagszeit ein etwas absonniger (muss nicht völlig schattig sein!) Platz.
Das durchlässige Substrat sollte täglich gewässert werden, trocknet aber durch seine gute Drainagefähigkeit wieder ausreichend schnell ab.
Gedüngt wird sie nur mit spartanisch ausfallenden organischen Düngegaben.
Die Graslilie ist im Schälchen kultiviert nur mäßig frosthart. Sie sollte für die Gartenkultur einen leichten Winterschutz erhalten, um Frostschäden zu vermeiden. Am besten stellt man die Gefäße im Winter in den kühlen Keller oder in die Garage.
Die Graslilie ist eine wirklich hübsche, aber nicht sehr gängige bzw. eher unbekannte Staude für die Akzentpflanzenschale.

Viel Freude mit diesem Pflänzchen!

(Infos z.T. aus Wikipedia)

www.yamadori-bonsai.info

Dieser Artikel erschien in der BONSAI ART 133