erschienen in BONSAI ART 67

Lagerstroemia – Lagerstroemie

In der Familie der Lythraceae, mit 23 Gattungen und über 470 Spezies, sind die Lagerströmien vielleicht die einzige wirkliche Zierpflanzengattung. Die Herkunft dieser Pflanze wird dem nördlichen und südlichen Asien, Australien, den Philippinen und Neuguinea zugeschrieben. Die dekorativsten Spezies haben mit ihrer Eleganz und Anmut eine Qualität, die den Lagerströmien eine weite Verbreitung und umfassende Nutzung bei der Gestaltung von Alleen, öffentlichen Gärten usw. sichert. Linné, der als Vater der Botanik angesehen werden kann, gab der aus Indien stammenden Gattung, die als die repräsentativste galt, den Namen Lagerstroemia.

Damit ehrte er seinen schwedischen Freund Magnus von Lagerstroem, den Leiter der Schwedischen Ostindischen Gesellschaft, der um die Jahrhundertwende zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert lebte.
Lagerstroemia indica wurde 1759 aus China eingeführt und verbreitete sich schnell über alle Länder der südlichen Breiten, die tropisches Klima aufwiesen. Die Pflanzen, die zur Gattung Lagerstroemia gehören, sind Bäume oder Sträucher. Wenn sie in einem kühl-milden Klima wachsen, frieren sie oft zurück und müssen in jedem Frühjahr von neuem aus dem Stock austreiben. Wachsen sie dagegen in dem von ihnen bevorzugten warm-mildem Klima, können sie als Bäume eine gewisse Höhe erreichen. Sie haben gegenständige, nur im oberen Teil abwechselnd stehende, unbehaarte, ovale oder meist eiförmige Blätter.
Die roten, purpurnen oder weißen Blüten wachsen in achselständigen oder Endrispen. Sie haben einen glockenförmigen Kelch, immer gelappt, und längliche, meist sechsfache Blütenblätter. Wie bereits erwähnt, ist die indische Spezies die repräsentativste, zusammen mit weiteren drei, die ebenfalls als Zierpflanzen verwendet werden.
Hier soll auch an die wirtschaftliche Bedeutung der anderen Spezies erinnert werden, die wegen der Qualität ihres Holzes in der Holzindustrie Verwendung finden. Selbst in Süd­europa erreichen die Bäumchen eine eher bescheidene Größe von 3 bis 5 Metern und bilden eine rundliche Krone, an der die Blüten ununterbrochen von der Mitte des Sommers bis zum Herbstende sprießen. Diese Pflanze wird auch wegen ihrer großen Widerstandskraft und Resistenz gegen Luftverschmutzung geschätzt.

Die Lagerstromie als Bonsai

In der Bonsaikunst ist die Lagerstroemia eine beliebte und auch bekannte Spezies. Der Grund dafür ist die elegante und prächtige Blüte. Der einzige Nachteil an dieser für die Bonsaifreunde verlockenden Eigenschaft ergibt sich daraus, dass die Blüte mitten im Sommer stattfindet, gerade dann, wenn keine Bonsaiausstellungen organisiert werden.
Zu den Qualitäten dieser Pflanze gehört auch ihre wunderschöne Rinde, die besonders glänzend, glatt und von einzigartiger bräunlicher Färbung ist. Ebenso interessant ist ihr Zweigwerk aus kleinen, feinen und gra­zilen Zweigen, die den Stamm elegant umspielen.
Was die übrigen Eigenheiten von Interesse aus Sicht der Bonsailiebhaber betrifft, so sind auch die kleinen Blätter zu nennen. Die Varietäten mit roter oder lila Blüte bilden kräftigere Äste, die mit weißer Blüte dagegen nur dünnes Zweigwerk, diese sind deshalb nur schwer zu formen. Die Stile, die besonders geeignet sind, sind der locker aufrechte (Moyogi) und der geneigte Stil (Shakan).

Vermehrung
Die Lagerströmie ist leicht durch das Einpflanzen der jungen, nicht blühenden Endzweige als Steckling zu vermehren. Für die Bewurzelung kann man ein kleines Beet mit einer eher leichten Mischung zum Beispiel aus Akadama und Sand verwenden. Die Pflänzchen, die Wurzeln geschlagen haben, können erst am Ende des folgenden Frühjahrs in einzelne Zuchtschalen gepflanzt werden. Besonders wichtig ist eine gute Drainage auf dem Boden, aber auch die Verwendung von wenigstens 50 % Akadama in der Mischung. Eine Tipp, um gutes Ausgangsmaterial für die zukünftigen Bonsai zu erhalten! Bei der Selektion der Stecklinge beim ersten Umpflanzen sollten die Pflänzchen, die nur auf einer Seite Wurzeln entwickelt oder keinen wirklichen Wurzelkranz gebildet haben, aussortiert werden.
Eine andere geeignete Methode für die Vermehrung einer Lagerstroemie ist das Abmoosen durch Abschälen eines Rindenringes. Der Baum ist kräftig genug, den Stress dieses Eingriffs zu überstehen. Dieser Eingriff wird im Mai durchgeführt. Mit einem Filzstift markiert man mit einer Linie den Bereich der Rinde, in dem sich die neuen Wurzeln entwickeln sollen. Darunter zieht man eine weitere Linie in einem Abstand, der dem eineinhalbfachen des Durchmessers des jeweiligen Stamm- oder Astbereiches entspricht. Danach wird der durch die zwei Linien eingegrenzte Bereich durch zwei horizontale Schnitte, die bis ins Kernholz reichen, und durch einen vertikalen Schnitt der Ring herausgeschnitten und abgeschält. Dann bringt man im gesamten Bereich Bewurzelungshormone auf. Eine grund­legende Bedingung für das Über­leben der neuen Wurzeln ist, dass der entrindete Bereich immer feucht gehalten wird, weshalb man ihn mit Moos umwickelt, dass mit einer Plastikfolie zusammengehalten wird, die man ihrerseits an den Enden festbindet.

Standort
Die Lagerstroemia bevorzugt, wie alle Blütenbonsai, einen Standort mitten in der Sonne. Im Sommer allerdings, wenn der Wasserverbrauch erheblich ansteigt, und für den Fall, dass es nicht möglich ist, in der gebotenen Häufigkeit zu gießen, sollte man sie in den Halbschatten stellen, zum Beispiel unter ein Schattennetz. Es handelt sich, wie erwähnt, um eine Pflanze aus milden Klimaten, die keine intensive Kälte verträgt. Deshalb sollte man sie im Winter ins Kalthaus oder an einen anderen Ort stellen, an dem sie vor Frost geschützt ist.

Gießen
Diese Spezies benötigt besonders im Frühling und im Sommer viel Wasser, zu diesen Jahreszeiten kann es auch angebracht sein, sie zweimal am Tag zu gießen. Im Winter ist der Wasserverbrauch wegen des Blattverlustes aber bedeutend geringer.

Beschneiden
Das Beschneiden erfolgt gegen Ende des Winters (Ende Februar/Anfang März), vor dem Einsetzen des Wachstums. Die Lagerstroemie reagiert auf diese Technik ausgezeichnet. Besonders ist auf die feine Verästelung zu achten, die zum Austrocknen neigt, weil die gesamte Wuchskraft in die kräftigen Äste konzentriert wird.
Schneidet man alle zwei Jahre entsprechend der Wuchskraft und dabei insgesamt stärker als gewöhnlich zurück, vermeidet man das Vertrocknen kleiner Zweige und erhält gleichzeitig eine gute Verästelung. Die Reaktion des Baumes auf diese Art des Beschneidens ist zudem besser als auf einen drastischen Rückschnitt. Diese Methode ist auch für Bäume geeignet, die nicht übermäßig kräftig sind, da sie das angepasste Zurückschneiden der langen Zweige erlaubt.

Drahten
Die Gestaltung erfolgt in der Regel durch das Beschneiden, weil das Holz der Lagerstroemia hart aber zerbrechlich ist. Sollte man dennoch auf das Drahten nicht verzichten können, kann dies erfolgen, solange die Zweige noch jung sind. Man kann von April bis Juni drahten und die Zweige formen.

Pinzieren
Die Lagerstroemie blüht an den Spit-zen des neuen Wachstums. Um zu verhindern, dass die Blüten nur die Silhouette des Baumes schmücken, wird von Mitte Mai bis Juli pinziert, was die Triebe eher kurz hält. Um eine gute Blüte zu bekommen, sollte während in dieser Zeit zwei- bis dreimal pinziert werden. Da sich die Blütenknospen an den Enden der neuen Zweige bilden, sollten diese dann bis zur Blüte wachsen gelassen werden. Befindet sich der Baum jedoch erst in der Gestaltungsphase zum Bonsai, muss die natürliche Tendenz zum exzessiven Längenwachstum der Zweige gebremst werden. In diesem Fall werden die neuen Triebe, sobald sie 4–5 Blätter entwickelt haben, durch Pinzieren auf 2–3 Blätter gestutzt. Achtung: Der Blätterreichtum am Ansatz der Triebe entwickelt in der Regel keine Knospen, weshalb diese nicht als eigentliche Blätter betrachtet werden.

Umpflanzen
In Anbetracht des kräftigen Wachstums des Wurzelapparates muss jedes Jahr oder wenigstens alle zwei Jahre umgepflanzt werden. Der dafür geeignete Zeitraum ist der April vor dem Einsetzen des Wachstums. Will man allerdings das Wachstum der Zweige kontrollieren, ist der richtige Monat sicherlich der Juni. Diese Pflanze entwickelt feine Wurzeln, aus denen sich ein gutes Nebari entwickeln lässt. Lässt man die oberen Wurzeln frei wachsen, werden sie schnell dicker. Auch einige Schösslinge können, soweit sie den Baum nicht übermäßig schwächen, dazu beitragen, das Wachstum der Oberflächenwurzeln zu fördern.
Was die Wahl der Schale betrifft, sollte man nicht vergessen, dass, wenn die Blüten sich an den Spitzen der Triebe entfalten, der Baum auch an Höhe gewinnt. Deshalb sollte die Wahl auf eine etwas größere Schale fallen, als eigentlich notwendig wäre. Da es sich um eine reichlich Wasser verbrauchende Spezies handelt, sollte die Schale auch tiefer sein. Da sie eine große Anzahl feiner Wurzeln entwickelt, wird die Lagerstroemie in leichtem Substrat kultiviert. Die optimale Mischung besteht aus 80% Akadama und 20% Sand.

Düngen
Lagerstroemien sprechen hervorragend auf das Düngen an und müssen während der gesamten Wachstumsperiode von April bis Oktober mit organischem, sich langsam zersetzendem oder flüssigem Dünger versorgt werden. Die Zufuhr von Dünger wird auch während der Blüte nicht unterbrochen. Der düngerfreie Zeitraum umfasst zwanzig Tage nach dem Umpflanzen und natürlich den Winter.

Krankheiten
Die Pflanze leidet besonders unter Blattläusen, die aber einfach bekämpft werden können. Ist die Luft dauerhaft zu feucht, können sich auch runde und weißliche Flecken bilden, die von einem Mehltaupilz stammen. Um dies zu verhindern, ist es ratsam, den Baum an einen gut belüfteten und sonnigen Standort zu stellen. Bei Befall sollte sofort ein systemisches Pilzmittel ver­wendet werden. Da es sich um eine Pflanze handelt, die für den Befall von Parasiten und Pilzen eher empfänglich ist, sollte immer auch eine vorbeugende Behandlung erfolgen.