„Ahorne“ von Helmut Pirc
Aus der Bonsai-Welt sind Ahorne nicht wegzudenken. Der japanische Fächerahorn gehört zu den beliebtesten Arten in der Bonsaischale und fehlt in kaum einer Sammlung. So gibt es über Japanische Ahorne (z. B. von J. D. Vertrees) und über ihre Gestaltung zum Bonsai (von Peter Adams) bereits gute Bücher. Bonsaifreunde in der westlichen Welt haben aber auch immer mehr ihre heimischen Baumarten für sich entdeckt. Das Buch „Ahorne“ des Gehölzkundespezialisten Dr. Helmut Pirc bietet umfangreiche Informationen über Ahornarten aus aller Welt, ihre Geschichte und Eigenschaften.
Helmut Pircs Werk über Ahorne wurde bereits 1994 im Ulmer Verlag veröffentlicht und liegt in gebundener Form mit Schutzumschlag vor, im Format etwas kleiner als DIN A4. Auf 240 Seiten finden sich 115 Farbfotos und 37 Zeichnungen.
Faszinierend und interessant ist die kurze Abhandlung über die Geschichte der Ahorne, wobei auf vielfältige Aspekte eingegangen wird, wie Aberglaube, Fahnen-, Wappen- und Briefmarkenmotive und Darstellungen in der Kunst sowie fossile Funde von Ahornblättern.
Die Betrachtung der Verbreitung und Bedeutung von Ahornen auf den verschiedenen Kontinenten enthält auch für Bonsai-Freunde wertvolle Informationen, da man hierdurch Rückschlüsse auf die Bedürfnisse der jeweiligen Arten ziehen kann.
Im verständlich geschriebenen und anschaulich illustrierten Kapitel über die Morphologie der Ahorne findet der botanisch noch weniger versierte Bonsai-Liebhaber viel notwendiges Wissen zur Erkennung von Ahornarten und lernt die Fachbegriffe zu Wuchs-, Blatt- und Knospenformen und deren Stellungen, Blütenstände und -formen kennen, die im Gespräch mit Gleichgesinnten und Gärtnern hilfreich sind.
Die Beschreibung der Entdeckung, Verwendung und Kultur von Ahornen enthält wissenswerte, interessante und kuriose Tatsachen, die durchaus unterhaltsam sein könnten, wenn dieses Kapitel nicht etwas spärlich bebildert wäre, so dass dem Leser oft die bildliche Vorstellung der vielen erwähnten Arten fehlt. Mir wurde daher die Lektüre hier an vielen Punkten langweilig und ich beschränkte mich auf das Überfliegen dieser Passagen.
Ein Kapitel über Ahorne als Bonsai weckt die Aufmerksamkeit wieder, jedoch erstreckt es sich lediglich über etwa zwei Seiten und verrät schnell, dass der Autor kein Bonsai-Spezialist ist. Dass die schlitzblättrigen Fächerahorne (Acer palmatum - Dissectum Grp.) besonders beliebt als Bonsai sind, kann man z. B. nicht bestätigen. Ehe Pirc sich weiter auf unsicheren Boden begibt, verweist er dann auch lieber auf die umfangreich erschienene Bonsai-Fachliteratur und wendet sich wesentlich ausführlicher der Gewinnung von Ahornsirup und den Qualitäten von Ahornholz für Möbel, Gebrauchsgegenstände und Musikinstrumente zu.
Die detaillierten Informationen über Ahorne in der Garten- und Landschaftsgestaltung und die Beschreibung einer großen Anzahl faszinierender, oft wenig bekannter Ahornarten sind anregend und inspirierend, hätten jedoch mit mehr Detailfotos noch deutlich bereichert werden können.
Für Bonsai-Enthusiasten, die sich speziell von Ahornen angezogen fühlen, die gerne ausgefallenere Ahornarten zum Bonsai gestalten möchten oder noch Gestaltungsideen für ihren Garten gebrauchen können, ist dieses Buch eine gute Investition.
Ahorne von Helmut Pirc.
240 Seiten, 21 cm x 28 cm, 115 Fotos, 37 Zeichnungen, Hardcover, Schutzumschlag, 49,90 Euro
Eine Rezension von Heike van Gunst aus der BONSAI ART 123