19. Noelanders Trophy 2018

19. Noelanders Trophy 2018

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Das erste große Bonsai-Event des neuen Jahres, die 19. Noelanders Trophy, fand am 3. und 4. Februar 2018 in der belgischen Stadt Genk statt und erwies sich erneut als Publikumsmagnet.
Hier lesen Sie unseren Rückblick auf's Wochenende. Wir sind mit vielen schönen Eindrücken und neuen Ideen im Gepäck zurückgekehrt - danke dafür!
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Unsere Fachzeitschrift verlieh in Belgien den BONSAI ART AWARD an den Künstler Jürg Stäheli aus Stein am Rhein / Schweiz.

Von der offiziellen Jury nicht bedacht hat uns die gärtnerische und handwerkliche Qualität seiner einzigartigen Präsentation eines Hainbuchen-Walds total überzeugt. Die imposante Schale hat Jürg Stäheli aus einem Dolerit-Stein herausgearbeitet. Alles weitere lesen Sie in unserem ausführlichen Bericht in der BONSAI ART 148.

BONSAIART Award 2018 Noelanders Trophy

v.l.n.r.: BONSAI ART-Chefredakteurin Heike van Gunst, BONSAI ART-Geschäftsführer Ivo Drüge, Jürg Stäheli
Foto: Jörg Derlien / (Bonsai Association Belgium)

BONSAI ART AWARD 2018 Noelanders Trophy Jürg Stäheli

Hainbuchen-Wald (carpinus betulus) von Jürg Stäheli (CH)
Breite 70 cm /  Höhe 87 cm
Die Schale hat Jürg Stäheli aus einem Dolerit-Stein herausgearbeitet. 

Foto: Willy Evenepoel / (Bonsai Association Belgium)


Text: Heike van Gunst
Fotos: Willy Evenepoel (Bonsai), Jörg Derlien (Suiseki), Bonsai Association Belgium
Anke Sundermeier (Demos, Ausstellung)

Die Bonsai Association Belgium konnte mit guter Organisation und dem engagierten Einsatz ihrer Clubmitglieder wieder einmal ein grandioses Bonsai-Fest auf die Beine stellen. Die Anzahl der Händlerstände wurde noch einmal gesteigert, von zuletzt ca. 80 auf jetzt ungefähr 90. Die Besucherzahl stieg noch einmal und erreichte laut Veranstalter sogar ca. 5.000.

Der Besucherandrang war wie gewohnt vor allem am Samstag sehr groß, aber auch am Sonntag war die Ausstellung noch einmal sehr gut besucht. Die Händler boten ein enorm breites Warenangebot von der Jungpflanze über Pre-Bonsai und Yamadori-Rohlinge bis zum kostbaren Japansolitär, jede Art von Werkzeug, Schalen, Präsentations-Accessoires und umfangreiche Literatur einfach alles, was das Herz des Bonsaianers begehrt. Die meisten Händler dürften guten Umsatz gemacht haben, da viele Stände bis zum Sonntagnachmittag ziemlich geplündert aussahen. Der britische Töpfer John Pitt hatte bereits am Samstagnachmittag nur noch vier Schalen auf seinem langen Tisch stehen, der am Sonntag sogar komplett leer blieb.

Begeisterung an den Händlerständen
Begeisterung an den Händlerständen

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In der Ausstellungshalle wurde den einzelnen Exponaten viel Platz auf den Tischen eingeräumt, so dass die Beisteller nicht zu dicht an die Bäume gerückt werden mussten und jeder Baum für sich schön zur Geltung kam. Es herrschte eine große Vielfalt an verschiedenen Baumarten, sowohl asiatische als auch europäische, und es gab eine große Bandbreite an unterschiedlichsten Formen und Größen der Bäume.

Die Ausstellung. Schauen, freuen, diskutieren …
Die Ausstellung. Schauen, freuen, diskutieren …

Da in diesem Jahr kein spezieller Shohin-Wettbewerb stattfand, waren nur wenige Shohin-Displays zu sehen, aber eine Reihe schöner Kifu-Präsentationen, die um den Preis in dieser Größenklasse bis ca. 40 cm konkurrierten.

Die Qualität der Bonsai war wieder auf einem sehr hohen Niveau, auch wenn einige sonst regelmäßig vertretene europäische Bonsai-Größen, deren Bäume in der Vergangenheit stets Anwärter auf die Hauptpreise waren, in diesem Jahr keine Bonsai nach Belgien gebracht hatten. Man sah dafür einige interessante, noch unbekannte Bäume von neuen Ausstellern.

Einige wenige Bonsai mit gutem Potenzial wurden für meine Begriffe zu früh präsentiert, da sie in frisch gestaltetem Zustand voller Draht und mit extrem reduzierten Nadeln noch keinen natürlichen und ausstellungsreifen Eindruck machten. Bei einzelnen Bäumen waren frei liegende Befestigungsdrähte im Wurzelbereich zu sehen, die man besser entfernt oder mit Moos verdeckt hätte. Während die Wahl der Schalen und Tische in den meisten Fällen gut oder wenigstens akzeptabel war, waren jedoch einige Beistellpflanzen unreif, ungepflegt, überladen oder jahreszeitlich, thematisch oder von der Größe her nicht passend.

Ein üppig blühendes großes Alpenveilchen, die gewöhnliche Zwergrose vom Blumenhändler oder die frisch eingetopfte blühende Azalee aus der Gärtnerei fielen besonders aus dem Rahmen und waren für solch eine bedeutende Ausstellung doch etwas lieblos gewählt. Ein kleiner Kritikpunkt, mit dem wir uns erneut an Aussteller richten, die ihre guten Bäume mit passendem Beisteller durchaus hätten aufwerten können.

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Die Jury, die sich aus den Demonstratoren Kunio Kobayashi (JP), Bjorn Bjorholm (USA), Giacomo Pappalardo (IT) und Milan Karpišek (CZ) zusammensetzte, vergab die Hauptpreise in diesem Jahr an drei Bonsai europäischer Baumarten.

Christian Przybylski (DE) durfte sich darüber freuen, dass seine fein präsentierte große Wild-Olive (Titelbild) zum besten Laubbaum der Noelanders Trophy 2018 gekürt wurde. Dieser Baum bestach mit phantastischem Totholz, alter schuppiger Rinde und einer fein ausgeformten Krone mit winzigen Blättchen.

 Sieger der Noelanders Trophy (Bester Laubbaum). Wilder Olivenbaum (Olea europaea sylvestris) von Christian Przybylski, Höhe 75 cm. Schale: Tokoname
Sieger der Noelanders Trophy (Bester Laubbaum). Wilder Olivenbaum (Olea europaea sylvestris) von Christian Przybylski, Höhe 75 cm. Schale: Tokoname

So sieht ein glücklicher Gewinner aus. Christian Przybylski mit seiner Olive auf der Noelanders Trophy 2018.

Damit ist Christian Przybylski in der langen Geschichte der Noelanders Trophy (nach Udo Fischer im Jahr 2009) erst der zweite Deutsche, dem diese Ehre zuteil wurde. Da es außerdem noch zwei Nominierungen für deutsche Teilnehmer gab, nämlich für Mathias Deininger und Wilfried Nieswandt, war die diesjährige Noelanders Trophy aus deutscher Sicht sehr erfolgreich. Als bester Nadelbaum der Ausstellung wurde die Rotfichte von Donato Danisi (IT) ausgezeichnet, die mit schöner Balance zwischen der wohlgeformten Krone, dem hohlen Stamm mit rauer Borke und fein ausgearbeitetem Totholz, sowie einer wunderbar passenden Schale überzeugte. Die Nadeln der Fichte waren so klein und satt dunkelgrün, dass mancher Ausstellungsbesucher den Baum beim ersten Hingucken für eine Ajan-Fichte gehalten haben dürfte. Dieser Baum erhielt zusätzlich noch Sonderpreise, darunter den des Bonsai-Museums Düsseldorf.

Nominierung Kifu Mathias Deininger
Nominierung Kifu. Chin. Wacholder (Juniperus chinensis ‘Itoigawa’)
von Mathias Deininger (DE), Höhe 35 cm. Schale: Tokoname

Die feine, kleine Olive von German Gomez Soler (ES) erhielt den Preis für den besten Kifu-Bonsai. Der BONSAI ART Award ging an Jürg Stäheli (CH) für seinen frappierend realistisch wirkenden Hainbuchenwald.

Der Schweizer hat diesen aus einer 1986 gesammelten Hainbuche entwickelt und über die Jahre weitere Stämme hinzugefügt, die aus einer Abmoosung und Stecklingen von der ursprünglichen Pflanze stammen. Die fast schwarze Schale, die diesem fein verzweigten Wäldchen den passenden Rahmen gibt, besteht aus der Gesteinsart Dolerit und wurde von Jürg Stäheli, der von Beruf Bildhauer ist, selbst hergestellt. Die ausgestellten Suiseki waren zumeist in wohldurchdachten Präsentationen zu sehen und konnten den Betrachter sofort in stimmungsvolle Szenerien versetzen. Der Wasserbeckenstein des Schweizers Enzo Ferrari und der Gebirgsstein von Harald Lehner erhielten verdiente Auszeichnungen.

Noelanders Trophy 2018 22
Sieger. Wasserbeckenstein (Mizutamari-ishi)
von Enzo Ferrari (CH). Herkunft: Ligurien, Italien

Noelanders Trophy 2018 23
2. Platz Suiseki. Bergstein (Toyama-ishi) von Harald Lehner (DE).
Herkunft: Kamogawa-Fluss in der Nähe von Kyoto

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Die internationalen Topstars Kunio Kobayashi aus Japan und Bjorn Bjorholm aus den Vereinigten Staaten waren die besonderen Attraktionen im Demo-Saal, der an beiden Tagen so gut gefüllt war wie vielleicht noch nie. An anspruchsvollen, hochwertigen Demobäumen zeigten die beiden weit gereisten Profis mit ihren Helfern lehrreiche Gestaltungen, wie auch die beiden europäischen Vertreter Milan Karpišek aus Tschechien und Giacomo Pappalardo aus Italien.

Noelanders Trophy 2018 08
Kunio Kobayashi bearbeitet das Totholz seines Demobaums mit elektrischem Werkzeug und schützt seine Atemwege mit einem Tuch vor dem Holzstaub.

Meister Kobayashi braucht keine Sprühflasche, um das Laub des Wacholders zu befeuchten. Er hat seine eigene Methode
Meister Kobayashi braucht keine Sprühflasche, um das Laub des Wacholders zu befeuchten. Er hat seine eigene Methode

Noelanders Trophy 2018 05
Milan Karpišek erklärt die geplante Gestaltung seines Demobaums

Im Foyer der Limburghal präsentierte der Holländer Oscar Jonker am Stand seiner in 12 Sprachen weltweit erfolgreichen Website „Bonsai Empire“ am Samstag und Sonntag mehrere sogenannte Mini-Lectures. Diese dauerten jeweils eine Viertelstunde und wurden von den bekannten Fachleuten Bjorn Bjorholm, Jan Culek, Mauro Stemberger, Tony Tickle und Michael Tran gehalten. Jedes Mal fand sich eine interessierte Zuschauermenge ein, die diese Kurz-Demos fasziniert verfolgte.

Beim Galadinner am Samstagabend gaben Luc Nagels und Christian Vos von der Bonsai Association Belgium offiziell bekannt, dass Marc Noelanders sich aus der BAB ebenso wie aus der Organisation der Noelanders Trophy zurückgezogen hat. Nachdem in den letzten Monaten viele Gerüchte im Umlauf waren, war es eine gute Nachricht, dass die Trophy auch ohne ihren Namensgeber weiter bestehen wird. Es wurde auch bereits der Termin für die 20. Ausgabe im nächsten Jahr bekannt gegeben. Man sollte sich jetzt schon den 9. und 10. Februar 2019 im Kalender für diese Jubiläumsveranstaltung markieren!

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Der ganze Bericht ist in der BONSAI ART 148 erschienen